TÜV
– ABZOCKER DER GESPANNFAHRER?
Ein heißes Eisen landete bei uns auf dem Schreibtisch. Es ist
das Ergebnis der 34. Sitzung des Fachausschusses Kraftfahrwesen
(FA-K), TÜV NORD Mobilität. Dort wurde über die Abgasnorm Euro
3 und die Zulassung von Motorrädern mit Beiwagen diskutiert.
Das Protokoll vermerkt:
„...
§ 47 Abs. 8a StVZO in Verbindung mit dem Anhang zur StVZO fordert
den Nachweis des Abgasverhaltens gemäß Kapitel 5 der RL 97/24/EG
für alle Kraftfahrzeuge, die in den Anwendungsbereich dieser
Richtlinie fallen. Besondere Prüfvorschriften für Krafträder
mit Beiwagen (Klasse L4e) enthält Kapitel 5 der RL 97/24 aber
nicht.
Gemäß
Kapitel 5 Anhang II Nr. 4.1 darf jedoch die Abgasgenehmigung
nur auf Fahrzeuge ausgedehnt werden, deren Bezugsmasse zur Anwendung
der nächst höheren äquivalenten Schwungmasse führt. Dies trifft
bei der Nachrüstung eines Beiwagens nicht zu. Deshalb wird die
Abgasgenehmigung grundsätzlich ungültig.
Laut
TÜV NORD-Abgasprüfstelle ist nach der Montage eines Beiwagens
bei dem bis Abgasnorm EURO 2 vorgeschriebenen Fahrzyklus keine
nennenswerte Veränderung des Abgasverhaltens zu erwarten. Für
Krad bis Abgasnorm bis EURO 2 wird daher keine erneute Abgasprüfung
durchgeführt. Voraussetzung ist aber, dass das jeweilige Krad
die Originalabgasreinigung weiterhin aufweist. Vom aaS wird
in diesem Fall im Gutachten bezüglich des Abgasverhaltens nichts
vermerkt.
Ab
Abgasnorm EURO 3 ist jedoch ein anderer Fahrzyklus vorgeschrieben,
bei dem aufgrund des Außerort-Zyklus und der dabei erforderlichen
erhöhten Leistungsabgabe eine deutliche Beeinfl ussung des Abgasverhaltens
zu erwarten ist. Daher muss für EURO 3-Krad nach der Montage
eines Beiwagens eine erneute Abgasprüfung durchgeführt werden.
Die Prüfmöglichkeiten ohne eine Demontage des Beiwagens sind
in der TÜV NORD-Abgasprüfstelle des IFM in Essen gegeben. Die
Kosten für diese Prüfung betragen ca. 850,- EUR, was bei den
hohen Gesamtkosten für ein Kraftrad mit Beiwagen zumutbar ist.
Eine
Ausnahme zum Abgasverhalten darf vom aaS in keinem Fall befürwortet
werden.“
An
jeden Pkw mit Anhängerkupplung darf man tonnenweise Gewicht
anhängen und muss keine neue Abgasprüfung durchführen lassen.
Doch der Hobbybereich soll bluten. Eindeutig wird mit zweierlei
Maß gemessen, und die Minderheit soll zahlen – weil es für die
Motoren, die weniger Abgas emitieren (Euro 3), eine für den
TÜV geldwerte Vorschrift gibt.
Der
absolute Hammer ist die meiner Meinung nach völlig aus der Luft
gegriffene Annahme, dass wir ohnehin zuviel Geld für unsere
Gespanne ausgeben und 850 Euro Prüfkosten wohl ein Klacks seien.
Ja
wer sind wir denn? Managertypen, die die Knete oberlang haben
und uns neben dem goldfarbenen Maybach noch eben mal schnell
ein Gespann rauslassen?
Das
dürfen wir uns so nicht gefallen lassen.
Ihr

Martin Franitza
- Titelstory Text- und Bildauszug -

Wann hat es bei BMW zuletzt ein unverkleidetes
Vierzylinder-Motorrad gegeben? Richtig – 1990. Doch seit den Zeiten
der K 100/2 hat sich fast alles geändert. In der neuen K 1200
R ist der Reihenvierer bekanntlich quer statt längs eingebaut
und produziert mit nur 200 Kubik zusätzlichem Hubraum gut 60 Prozent
mehr Leistung. Was bringt der weißblaue Fortschritt für das Gespann?
Anhand der beiden Umbauten von Bode und Kohl Zweirad- Treff wollen
wir das ausloten, wobei die unterschiedlichen Konzepte selbstredend
einen Vergleich der Fahrwerke herausfordern.
Um Verwirrung von vorneherein zu
vermeiden: Zum Kohl-Umbau hat die hauseigene Tuningabteilung der
Aachener Firmengruppe AC Schnitzer ihren Teil mit diversem Zubehör
beigetragen: Cockpit- Verkleidung, Superbike-Lenker, Motorspoiler,
Heckbürzel, Remus-Power-Cone-Endschalldämpfer und vor allem die
aus dem ACS-Automobilprogramm für den BMW Mini stammenden Leichtmetallfelgen
in 17 Zoll. Die Fahrwerktechnik samt EasyDrive- Achsschenkellenkung
stammt dagegen vom Kohl-Gespannpartner Mobec, der Seitenwagen
RXS von Stern.
Für die Federung der mit Conti Eco
Contact breit bereiften Räder bevorzugt Mobec als frischgebackener
Bilstein-Generalvertreter die Federelemente seines Stammhauses.
Im Heck wird der BMW-Dämpfer mit einer Feder von Wilbers angepasst.
Aufwendig ist schon in der Standardausführung das Bremssystem:
Per Pedal werden alle drei Räder verzögert, an der Hydraulik des
Handhebels hängen zusätzliche Zangen an Vorder- und Seitenrad.
Die Adaptation des ABS ist möglich, allerdings wird dann ein Seitenradsattel
mit dem Teilintegral der Handbremse verbunden, der andere ohne
ABS-Funktion mit der Pedalhydraulik.
Auch das Bode-Gespann präsentiert
sich in vollem Ornat. Für ein derart leistungsstarkes Motorrad
kam selbstredend nur die bereits in der K 1200 RS erprobte Wilbo-
Achsschenkellenkung in Frage. Die Firma AEZ liefert die Leichtmetallräder.
Der hauseigene Subsonic-Beiwagen wird durch...

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