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Leitartikel
STANDPUNKTE
Eine interessante Diskussion entwickelte sich bei der letzten Redaktionssitzung. Wir sprachen natürlich auch über unser Vorhaben, in den Orient zu fahren, und dabei kam folgender Gedanke zum Ausdruck:
Transitus Arabiae verspricht, ein großes Abenteuer zu werden. So zumindest wird es angegangen. Doch ist der Aufwand nicht zu viel des Guten? Ist das noch ein Abenteuer? Wir erinnern uns an die vielen Reisenden, die vor 70 oder 80 Jahren mit zehn- oder 20-PS-Motörchen in ihren überladenen Gespannen um die Welt fuhren, durch Landstriche, in denen noch nicht einmal der Plan einer Infrastruktur für den motorisierten Verkehr bestand, auf dünnen Reifen, die ständig durch spitze Steine perforiert wurden.
Selbst auf dem Weg in den Orient sind im 21. Jahrhundert die Straßen durchgehend asphaltiert und die Transitstraßen deutlich besser als die Land- und Kreisstraßen hierzulande. Bei dieser Tour besteht das Risiko eher darin, dass sich die breiten Reifen auf dem heißen Asphalt so aufheizen, dass sie Schaden nehmen.
Navi, GPS, Schutzbriefe, dicke Reifen und vielerlei technische Gimmicks, die das Abenteuer so angenehm wie möglich machen sollen, sind im Überfluss vorhanden. Über existenzielle Dinge wie Wasser, Nahrung und auch Treibstoff braucht sich der Fernreisende von heute Gott sei Dank kaum noch Gedanken machen. Wäre weniger nicht mehr?
Ich muss dieser Ansicht beipflichten. Unsere geplante Reise könnte man auch mit einem knallhart gefederten 916er Ducati-Gespann durchführen. Reifen bekommt man heute an fast jeder Straßenecke. Die Benzinversorgung ist auf den Hauptstrecken normalerweise kein Thema. Würde das Vorhaben nur die Reise beinhalten, so würden wir uns auf irgendein Gespann setzen und dorthin fahren. Einfach so, ohne umfangreiche Vorbereitung.
Aber darum geht es uns nicht. Die Reise selbst ist nur ein Aspekt. Es geht uns um Gemeinsamkeiten, um Freundschaft, um Vorfreude, um die Begeisterung am Planen. Es war sicherlich eine etwas verrückte Idee, die die Beteiligten an diesem Projekt zusammen brachte. Wir tüftelten gemeinsam am Anforderungskatalog für die Gespanne. Wir freuten uns miteinander über jeden einzelnen Schritt nach vorn, den unser Projekt in manchmal mühevoller Kleinarbeit machte. Und wir ärgerten uns gemeinsam, wenn wir einen Rückschlag erlitten, Höhen und Tiefen erlebten.
Genau dieses Miteinander, das gemeinschaftliche Tüfteln an einem Vorhaben, ist uns wichtig. Und so gesehen, ist es mir egal, ob ich einen Reservereifen völlig unnötig mitnehme, ob der große Tank übertrieben oder die hohe Bodenfreiheit überflüssig ist. Das gemeinsame Vorgehen über einen langen Zeitraum ist das Salz in der Suppe dieses Projekts.
Es gibt Reiseveranstalter, die bieten All-inklusive-Motorradtouren im Oman an. Wie einfach wäre es, sich ins Flugzeug zu setzen, dort von Hotel zu Hotel zu hoppeln und nach einigen Tagen wieder nach Hause zu fliegen? Das ist nicht unsere und schon gar nicht meine Reisephilosophie.
Über die existentiellen Dinge wie Benzin, Wasser und Treibstoff muss man sich heute keine Gedanken mehr machen. Die Substanz des Projektes beruht auf Gemeinsamkeit und allem, was damit zusammen hängt. Das ist etwas, was man nicht kaufen kann und deshalb wertvoll ist. Und deswegen werden wir genau so viel Aufwand treiben, wie wir Freude daran haben und hoffen, dass wir Sie ein wenig mit unserer Begeisterung anstecken können.
Bis zum nächsten Heft oder irgendwo auf den Straßen dieser Welt.
Ihr
Martin Franitza
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Titelgeschichte aus dem aktuellem Heft (Text- und Bildauszug)
Gespanne für den Orient
Welche Voraussetzungen muss ein Gespann haben, das insgesamt 20.000 Kilometer orientalische Straßen und Pisten überstehen soll?
Wie haben die Firmen Müller-Gespanne/Zweirad Norton und Stern die Vorgaben interpretiert? Welche Umbaumaßnahmen wurden zusätzlich durchgeführt? Ein Vergleich von zwei Konzepten.
Welches Motorrad als Zugmaschine für das Projekt Transitus Arabiae verwendet werden soll, ist schnell entschieden. Die BMW R 1150 GS als Basis macht das Rennen. Beide Gespanne sollen wegen der Austauschbarkeit ein identisches Fahrwerk bekommen, 185/65×15 hinten und am Beiwagen, 17-ZollMotorradreifen vorn. Das reduziert die Mitnahme von Reservepneus. Hersteller Stern erhält den Auftrag für Gespann Nr. 1 mit Overland-Beiwagen, Zweirad Norton für Gespann Nr. 2 mit abgeändertem TR-500-Boot. Um die Motorräder kümmert sich Axel Funke von Zweirad Norton, denn als Stützpunkt von Touratech verbaut er jenes Zubehör des BMW-Spezialisten, das für die Reise sinnvoll erscheint.
Beide Motorräder werden mit einer Sintermetall-Kupplung ausgestattet (siehe auch M-G 122). Sie erhalten auch die kürzere Endübersetzung der 850er BMW. Der ABS-Block wird ausgebaut. An dessen Platz findet sich nun eine zweite Batterie, deren Ladung mit einem automatischen Trennschalter geregelt wird.
Benzin kann man nie genug dabei haben. Deswegen werden beide Motorräder mit dem großen Touratech-Tank, außenliegender Benzinpumpe und zusätzlichem Benzinfilter ausgestattet. Und weil die Touratech-Diserto-Verkleidung einen besseren Windschutz als die Originalscheibe bietet und zudem für die Aufnahme des Navi-Halters vorbereitet ist, werden die Fahrzeuge auch damit ausgestattet.
Luftgekühlte Motoren werden im Stau oder auf Pisten, die man nur im Schritttempo befahren kann, so heiß, dass schon mal die Ölkontrolllampe leuchtet. Um das Überhitzungsrisiko zu minimieren, entwickelt Axel Funke ein Lüftersystem, das hinter den Ölkühler gebaut und per Hand zugeschaltet wird. Inwieweit diese zusätzlichen Lüfter tatsächlich die Motortemperatur senken können, werden wir hoffentlich während der Testfahrt nach Marokko erfahren.
Während Stern das erforderliche 17/15-ZollFahrwerk baut, hat Axel Funke noch einige zündende Ideen. Rallye-Reifen aus dem Autocross-Sport sollen auf Pisten das Risiko minimieren, dass die Gummis von scharfen Steinen aufgeschlitzt werden. Das Motorrad und die Rallyereifen übergibt Funke an Müller-Gespanne, zusätzlich Straßenpneus auf Stahl- und Aluminiumfelgen. Letztere sind für den Normalbetrieb in Europa vorgesehen und sollen nur auf den geplanten Reisen nach Marokko und in den Oman gegen die Stahlfelgen ausgetauscht werden.
Bei Müller-Gespanne macht man einen tollen Job, montiert einen verstärkten Hilfsrahmen, ein Schräglenker-Langschwingenfahrwerk sowie eine Vorderradschwinge und passt alles so an, dass Rallye-Reifen, Aluminium- und Stahlfelgen montiert werden können.
Nachdem ein Motorrad an die Firma Stern übergeben wurde, stellen die Geiselhöringer ebenfalls einen beidseitigen Hilfsrahmen her, biegen die Schwinge für das 17-Zoll-Vorderrad und montieren die vorgegebenen Radgrößen auf Smart-Felgen. Bügel werden an den neu konzipierten Beiwagen Overland angepasst. Einen gebrauchten Recaro-Sitz lässt Jürgen Röder unterdessen bei der Firma Kahedo neu aufpolstern und beziehen.
Mittlerweile ist das TR-500-Boot, ehemals Boot 3 der Firma Carell, vertikal getrennt und verbreitert worden. Und auch von der Bodengruppe ist nicht mehr viel zu sehen. Für das Sauer-Fahrgestell muss der Unterbau komplett neu laminiert werden. Eine Sitzschale des Mobec-Zero-Beiwagens soll entsprechend in das Boot eingepasst werden.
Der Sitzkomfort für den Passagier erfordert viel Diskussion. Noch immer schenken die Gespannhersteller diesem Thema zu wenig Aufmerksamkeit (siehe auch M-G 121). Kein Wunder, denn sie müssen ja nicht im Beiwagen mitfahren und unter einer eventuellen Fehlkonstruktion leiden. So erfordert es viel Überzeugungsarbeit, bis der Sitz im Gespann Nr. 2 nach unseren Vorstellungen aufgebaut wird. Auch der Kotflügel muss aus zwei Hälften komplett neu laminiert werden. Nach einer ersten Sitzprobe verkümmert die Kommunikation. Der Termin zur Vorstellung beider Gespanne auf dem Touratech-Travelevent Ende Mai drängt beide Firmen zu vielen Überstunden.
Umso mehr sind wir auf das Ergebnis gespannt. Die letzten Schrauben werden noch am ersten Tag der Veranstaltung montiert. Auch wenn so manches Detail noch fehlt, beide Gespanne sind fahrfertig, und was uns an diesem Tag wichtig ist: Sie sehen verdammt gut aus. Die mattgrau-gelbe Lackierung in den DorschFarben, der Firma von Jürgen Röder und des Hauptsponsors der Reise, wirkt edel.
Warum wir uns für eine Lackierung in matten Farben entschieden, hat folgenden Hintergrund. In einer matten Oberfläche spiegelt sich die Umgebung nicht, was beim Fotografieren vorteilhaft ist. So sollten störende Reflexionen auf Bild und Film weitgehend ausgeschlossen sein. Die Lackierungen führte die Firma Bereiter aus. Obwohl sich beide Gespanne hinsichtlich des Motivs doch deutlich unterschieden, so ist die Projektzugehörigkeit doch ohne Zweifel erkennbar.
Die klappbare Beiwagenscheibe am Gespann Nr. 2 ist aufwendig konstruiert, ebenso das Leerverdeck und die Seitenpolsterung. Der grüne Rasenteppich am Boden des Bootes passt jedoch farblich überhaupt nicht zum Gespann. Und die Frage, wie oft man ihn gießen muss, kann der Fahrer mittlerweile nicht mehr hören. Eine wirklich tolle Lösung am Gespann Nr. 2 ist der Reserveradhalter. Die Stahlkonstruktio (…)
<< Ende des Textauszuges >>
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Vergleich
- Gespanne für den Orient
Zwei Hersteller nehmen je eine BMW R 1150 GS unter ihre Fittiche. der Auftrag: Gespanne zu entwickeln, die für 20.000 Kilometer auf orientalischen Straßen und Pisten tauglich sind. das Ergebnis unterziehen wir einem detaillierten konzeptvergleich.
VORSTELLUNG * FAHRBERICHT
- Lucky Strike
Bei Uwe Schmidt wächst die Trisis-Familie ebenso wie sein Seitenwagen-Programm. neben der Honda CB 1300 als jüngstem Spross im uni-Fahrwerk präsentiert der Solinger den Einsitzer Strike.
- Meine K
Ein BMW-K-1200-GT-Gespann von Walter ist Brigittes ganzer Stolz. ihre erste Reise führte in das Alpenkarussel.
TECHNIK * PRAXIS
- Tachoangleichung
Tachoangleichung für Gespanne mit Canbus-System: ist das überhaupt möglich? der Bremsanlage bei einem Bals-Gespann.
- Blinkerlatein
Wo müssen beim Gespann die Fahrtrichtungsanzeiger montiert sein? Wir blinken uns durch das Dunkel der komplizierten Vorschriften. - Die Zukunft hat mehr als zwei Räder
Dave Engbers lenkt die Geschicke der holländischen Firma EZS. er ist überzeugt, dass die Zukunft mehr als zwei Räder hat. - Zurück zur Natur
Die Messe Outdoor in Friedrichshafen ist jedes Jahr die Nabelschau der Ausrüstungsbranche. Wir waren auf der Suche nach neuem und interessantem für uns Gespannfahrer. - Classic Sidecar Cup
Die Teilnahmebedingungen sind großzügig und die Gespanne einmalig. Bei keiner anderen Rennveranstaltung unter dem Classic-Mantel sind so viele interessante Eigenbauten zu sehen. - Ural Cross für zwei
Open air für die Kids. Thomas Stingl rüstet ein Ural-Cross-Boot mit Sitzgelegenheiten für zwei Kinder aus.
ABENTEUER
- Schlammeinsatz
Die unglaubliche Geschichte von einer Hardcore-Ausfahrt, die in einer meterhohen Schlammgrube für kurze Zeit ins Stocken geriet. Insider sprechen von artgerechter Haltung für Russen-Gespanne.
- Drei Mal drei durch Ägypten
Über der Strecke von Siwa nach Baharia durch die Wüste steht ein großes Fragezeichen. kann man sie mit normalen Straßengespannen überhaupt schaffen? Ein spannender Bericht über ein Wagnis und eine beeindruckende Reise durch Ägypten.
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(Versandtermin für das nächste Heft: 29. Mai 2011, wir freuen uns darauf!)
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